Mehrjährige weltweite Auslandsaufenthalte prägten meine künstlerische Entwicklung in einen interkulturellen gesellschaftspolischen Kontext und inspirierten mich zahlreiche partizipatorische und interdisziplinäre Projekte zu initiieren und zu realisieren.


Von 1990 bis 1997 studierte ich an der Hochschule der Bildenden Künste Saar Malerei und Neue Künstlerische Medien. Zusätzlich bin ich Absolventin eines Auslandsstudiums am NSCAD in Halifax, Kanada, wo ich Neue Medien studierte (Performance, Fotografie, Video und Kunst im öffentlichen Raum).



Es entstanden während und nach meinem Studium verschiedene internationale Großprojekte, unter anderem mein erstes Internetkunstprojekt "The Robe", ein weltweit vernetztes Internet- und Ausstellungsprojekt, für das ich 1996 eine lobende Erwähnung vom ZKM erhielt (Vision 2000) und bei „Kunststudenten stellen aus" (Bundeskunsthalle Bonn) 1997 Preisträgerin wurde.



Inhaltlich bedeutsame Ansätze meiner künstlerischen Arbeit im Bereich Mixed media und Video sind Kommunikation, Partizipation und Interaktion. Es werden eigene und kollektive Erfahrungen erzählt, die selbstauslösend einen inneren Dialog entstehen lassen, der erweiterte bereichernde Sichtweisen und Wahrnehmungsebenen freisetzt.



Wichtig in allen meinen realisierten Konzeptionen ist der partizipatorische Ansatz und die Verbindung zwischen Internet und Materialität, virtuelle Elemente, die sich in realen Ausstellungen manifestieren um wieder mittels Web-Cams ins Netz gespeist zu werden.



Meine künstlerische Position beinhaltet vielschichtige interdisziplinäre Projekte sowie Mixed Media Installationen, deren Fokus auf der Vermischung verschiedener Techniken und auf der Interaktion mit Menschen und deren Umgebung liegt. In meiner Arbeit kombiniere ich häufig Malerei, Zeichnung, Fotos und Objekte mit Video.



1999 - 2000 habe ich ein weiteres partizipatorisches Interventionsprojekt initiiert und durchgeführt, „Moving Identity", welches aus sechs verschiedenen Unterprojekten, die sich im Internet zu einem gemeinsamen „String" verketteten und vernetzten, bestand. Hier, wie bereits bei "The Robe", entwickelte ich das Projekt  von der Idee bis zum Gesamtkonzept, über die Konzeption und Koordination des Internetauftritts, bis hin zur Realisation und Präsentation an verschiedenen Standorten in Deutschland.



Seit 1996 arbeitete ich mit dem Institut für Bildung und Kultur (IBK) in Remscheid als Medienexpertin, Dozentin und Multiplikatorin zusammen. Als ich im Jahr 1999 von Frau Gerda Sieben, der Leiterin des Instituts, eine Anfrage bekam, ein weiteres größeres Projekt für ein vom BMBF gefördertes Modellprojekt zu entwickeln („Künst.Medien.Bildung“), entschloss ich mich zur künstlerischen Zusammenarbeit, da ich in der interdisziplinären Projektarbeit mit anderen Künstlern eine Bereicherung und Ausweitung der künstlerischen Einflussnahme sah. In Hinsicht auf die internationale Vernetzung, die sich durch meine Projekte zieht, erhoffte ich nun auch die Basis, den Ausbau der Konzepte durch die Entscheidung zur kollektiven Projektarbeit erweitern zu können, da mich insbesondere die entstehenden Multiplikationsprozesse in der Zusammenarbeit mit anderen Künstlern interessierten.



Daraus initiierte ich in Zusammenarbeit mit vier weiteren Künstlern und Künstlerinnen:



(Monika Bohr, Claudia Brieske, Fezi Konuk, Gertrud Riethmüller) zwei weitere internationale Großprojekte: 2001 das mehrdimensionale Internet- und Ausstellungsprojekt „Gegenort - The Virtual Mine. In diesem komplexen weltweiten Internet- und Medienkunstprojekt haben wir mit Hilfe „virtueller Bohrungen“ über das Internet künstlerische Konzeptionen und Ideen von verschiedenen Orten in der Welt an der ehemaligen Schachtanlage „Gegenort“ gefördert. Die Konzepte wurden gemeinsam mit den jeweiligen Künstlern aus Japan, Australien, French Polynesia, Brasilien usw. über E-Mails und Videokonferenzen zu multimedialen Installationen weiterentwickelt und in einer stillgelegten Schachtanlage in Neunkirchen/Saar im Sommer 2001 realisiert.



http://www.the-virtual-mine.net



Das Nachfolgeprojekt „Virtual Residency" - Aufruf zur virtuellen Völkerwanderung ins Musterhaus Europa“, das als europäisches Internet- und Ausstellungsprojekt zu Themen wie individuelle und kollektive Migration, Ausgrenzung und Vernetzung in einer globalisierten Welt Stellung nimmt, arbeitet mit der gleichen Methodik. Das Projekt wurde in enger Zusammenarbeit mit Projektpartnern in Lublin (PL), Metz (F), Luxembourg (L), dem Ministerium für Bildung und Kultur des Saarlandes, der DRAC Lorraine und dem Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) in Karlsruhe durchgeführt. Es wurde im Rahmen von "Luxemburg und Großregion, Kulturhauptstadt Europa 2007" veranstaltet und gefördert



http://www.virtual-residency.net



Virtual Borders ist ein fortlaufendes Projekt mit verschiedenen Stationen an unterschiedlichen Orten. Die erste Station ist die Feste Dilsberg, eine mittelalterliche Schlossruine in der Nähe von Heidelberg. Für diese erste Präsentation in der Feste Dilsberg haben wir Künstler und Künstlerinnen aus aller Welt eingeladen sich an dem Projekt zu beteiligen. Die Teilnehmer wurden gebeten uns Videos, Animationen und Klänge zu schicken, die sich mit dem Thema Grenzen beschäftigen. Unser Konzept ist offen für alle künstlerischen Interpretationen.


http://www.virtual-borders.net



Auszeichnungen und Preise zu den medialen Arbeiten und internationalen Netzkunstprojekten sind:



1996 Netzkunstausschreibung Vision 2000, ZKM Karlsruhe, Lobende Erwähnung; 1997 Preisträgerin von Kunststudenten stellen aus, Bundeskunsthalle Bonn; 1997 Saarländischer Multimediapreis; 1997 Internetpreis der Stadtwerke Saarbrücken; 1997/98 Förderpreis der Stadt Saarbrücken; 2000 Lobende Erwähnung für Brainwash (Internetprojekt) Comtec, CYNETart 2000 (Dresden); 2000 Lobende Erwähnung Fotowettbewerb 2000, Rhein-Sieg-Kreis; 2002 fremde heimat, dna- award, DigitalART Frankfurt, 2. Preis für connect; 2003-2004 Saar-STIP Stipendium für Berlin von der ständigen Vertretung des Saarlandes beim Bund in Berlin; 2008 Marler Video-Installations-Preis, Aufnahme des Installations-Konzeptes von „Die meisten Unfälle passieren Zuhause“ in die Ausstellung, 2012 Stipendium Rhein-Necker-Kreis in der Burgfeste Dilsberg (Entwicklung des Projektes „ Virtual Borders“), 2013 Projektstipendium von Grenswerte http://www.grenswerte.eu/ (Grenzüberschreitende Kunstprojekte in der Euregio) mit „Virtual borders“



Im Rahmen dieser verschiedenen internationalen Großprojekte und bei verschiedenen Forschungsprojekten des Institut für Bildung und Kultur in Remscheid (gefördert vom BMBF) war ich als Dozentin und Multiplikatorin, in Gremien und als Medienexpertin für partizipatorische Internetprojekte tätig.



Leslie Huppert